Samstag, 7. Februar 2015
Cu Chi Tunnel, Mekong Delta und Saigon
29. Januar
Mein Bus aus Mui Ne hält am späten Nachmittag im Backpacker-Viertel von Saigon. Habe mein Hotel aber in "etwas besserer" Lage gebucht und muss ein Taxi nehmen. Nach 40 Dong inklusive Tipp - rund 2 $ - bin ich auf meinem Zimmer in der Ly Tu Trong Road. Benannt nach einem Piloten aus Nordvietnam, der sich 1974 in die südliche Airforce einschmuggelte. Und dann den Regierungspalast bombardierte, bevor er seine Maschine auf einer vom Vietcong präparierten Lehmpiste landete und entkam.
Ich setze mich in ein kleines Café nebenan. Café Latte und Passion Cheesecake entschädigen mich für das entgangene Lunch. Von den Touris am Nebentisch erfahre ich, dass 2 Tage Mekongdelta mehr als genug seien. Und dass ich mir unbedingt die Cu Chi Tunnels ansehen müsse. Jenes Untergrund Labyrinth - das die Amis vor gut 40 Jahren zur Verzweiflung brachte. Weil sie nicht verstehen konnten, wie der Vietcong immer wieder ungesehen in unmittelbarer Nähe ihrer Stützpunkte auftauchte. So ähnlich muss das damals ausgesehen haben.

Am nächsten Tag sitze ich dann im Bus gen Westen und folge den Touristenströmen in den Dschungel. Wer die gut getarnten Einstiege sieht, kann nachvollziehen, dass der "Vietnamurlaub" der GI's damals nicht ganz so lustig war. Zumal es so schon schwierig war, Freund von Feind, Reisbauer von Vietcong zu unterscheiden.

An einem für uns Touris etwas "erweiterten" Tunnel darf man sich in die Unterwelt begeben. Sofern man weder herzkrank ist noch Probleme mit der Lunge hat. Habe ich nicht bzw. gebe es nicht zu. Und folge einem lokalen Führer 60 Meter durch die Unterwelt. Es ist stickig unten, eng und dunkel. Nach gefühlten 100 Metern - auf etwa halber Stecke - bereue ich meinen "Mut". In stark gebückter Haltung fällt das Atmen richtig schwer. Und noch kein Licht am Ende des Tunnels. Stattdessen biegt der Guide nach links unten ab - ich folge seiner Lampe über ein paar Stufen in die 2. Etage nach unten. Rutsche auf Knien weiter und ringe nach Atem. Kaum zu glauben, dass die Vietcong in dem über 200km langen Tunnelsystem am Tag oft 10 und mehr Kilometer "unter Tage" zurückgelegt haben, um im Schutz der Dunkelheit im Rücken des Feindes "aus dem Nichts" auftauchen zu können.


Alles in allem ein unnötiger Krieg. Über eine Million Tote. Darunter fast 100.000 junge Amerikaner. In einem "Urlaubsparadies" fern der Heimat. In dem heute Koexistenz herrscht zwischen Kommunismus und Kapitalismus. Und in dem neben der Landeswährung problemlos mit US-Dollar bezahlt werden kann.

Am Abend ein riesiges Aufgebot an Motorbikes rund um die Oper. Fernsehkameras, Scheinwerfer, roter Teppich. Ich geselle mich unters Volk und erfahre, daß die zumindest in Vietnam bekannte Violinistin Phi Nhung ein Konzert gibt.

Pünktlich um 20:15 geht es los. Der Auftritt wird auf Großleinwand nach draußen übertragen.
Ein kostenloses Ereignis für hunderte junge Schaulustige, die sich ein Ticket nicht leisten können.

Die Lady rockt die Saiten nach allen Regeln der Kunst - umringt von jungen Tänzern. Die Zuschauermasse vor der Oper rockt mit und konsumiert mitgebrachten Alkohol.

Ich werde eingeladen. Trinke einen Becher "Irgendwas". Werde mit Chips gefüttert. Dann siegt der Hunger über den Kunstgenuss und ich verdrücke mich in ein nettes Restaurant neben der Oper. Soll ja nicht so spät werden heute. Morgen früh werde ich um 7 abgeholt zur 2 Tage-Tour in den Mekong-Delta. Und muss vorher noch packen und auschecken...!

Mitten "in der Nacht" klingelt der Wecker. Duschen. Packen. Checkout. Frühstück. Vor allem viel trinken. Denn der Bus wird an die 4 Stunden brauchen, bis wir im Delta sind. Es geht pünktlich los. In My Tho wechseln wir auf ein Boot. Lassen uns übersetzten zum Unicorn-Island. Mit obligatorischem Stop auf einer Bienenfarm. Mehr Souveniers als Bienen. Die Tasse Tee mit Honig und Lemonensaft schmeckt teuflisch gut. Würde ja gerne eine Flasche voll mitnehmen, aber mein Rucksack platzt bereits aus allen Nähten.

In Vierergruppen durchqueren wir in kleinen Booten die Insel.

Angetrieben von kräftigen Frauenarmen.

Ganz zufällig endet die Fahrt vor einem weiteren Souveniershop. Da ich aus Mangel an Platz im Gepäck wieder nichts kaufen kann, will man mir für die Wartezeit eine Hängematte vermieten. Ganz schon geschäftstüchtig, die Schlitzaugen :-). Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir ein schönes Restaurant. Hätte nicht gedacht, dass mit dem Mittagessen der Höhepunkt des Tages nahen sollte. Acht verschiedene Speisen, darunter ein großer gebackener "Elephant Ear Fisch", gedünsteter

Baracuda und ein Seafood Hotpot. Unter meinen fünf "Mitessern" ein Vegetarier und zwei, die keinen Fisch mögen. Herrlich. Die Stunde zur freien Gestaltung nach dem Essen gestalte ich in einer Hängematte am Pier.

Am Nachmittag geht es mit dem Boot zurück über den Mekong. Der Fluß sorgt für relativen Wohlstand - erlaubt drei Reisernten pro Jahr. Das Sediment, das er aus China, Laos, Thailand und Kambodscha mitbringt, wird ausgebaggert und als besonders fruchtbare Erde nach Singapur verkauft.

Angeblich ist deshalb der Wasserspiegel schon um mehr als einen Meter gesunken. Was ich kaum glauben kann - so nahe am Meer. Zumindest schaut es trotz Ebbe nicht so aus.

Die Tagestouris fahren zurück nach Saigon. Und wir tiefer hinein in den Delta. Nach Can Tho, der größten Stadt im Delta. Unterwegs noch ein Stop. Neben ein paar Toiletten wieder Souveniers ohne Ende. Unmittelbar daneben Rush Hour an einer Fähre. 200 Motor-Bikes runter und 200 rauf. In nicht mehr als 2 Minuten. Und alles ziemlich geordnet.


Can Tho soll den größten "Floating Market" in Asien haben. Ich bin gespannt. Habe ja schon einige gesehen in Thailand. Um 7:20 früh werden wir im Hotel eingesammelt und zum Pier gebracht. Eine gute halbe Stunde stromabwärts verdichtet sich der Bootsverkehr zu einer Art Markt.

Die ersten Verkaufsboote machen an unserem Touri-Boot fest. Mit speziell vorbereiteten Enterhaken. "Hot coffee Sir, Ice-Tea, Banana"? Das Geschäft brummt. Massentourismus pur. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Natürlich gibt es auch die Boote, die Ananas, Wassermelonen, Gemüse oder Fleisch in großen Mengen vom Erzeuger zum Zwischenhändler auf dem Fluß bringen.


Aber irgendwie fehlt dem Ganzen das Flair, das ich erwartet habe.
Klar - wäre ich auf eigene Faust durchs Delta gereist, hätte ich vermutlich noch mehr ursprüngliches Vietnam gesehen. Aber so war es den Zeitaufwand eher nicht wert.

Auf der Rückfahrt ein Stop in einem kleinen Familienbetrieb, der täglich 50 Kilo Reisnudeln produziert. 70% Reismehl werden mit 30% Süßkartoffelmehl zu einem dünnen Brei vermischt und wie ein Pfannkuchen auf einer runden Pfanne leicht angebacken.

Das Teil lässt sich dann wie ein Kuchenteig mit einer Rolle abnehmen und zum Trocknen auf Bambusmatten ausbreiten.

Die harten Scheiben werden dann in einer Schneidemaschine in rund 2mm breite Nudeln geschnitten und verpackt.



Anschließlich schippern wir noch eine Reisfabrik an.

Erinnerungen an "Factory Automation" aus vorelektronischer Zeit.

Hätte ich den Laden alleine gefunden, wäre ich wahrscheinlich begeistert gewesen. So aber treten wir uns wechselseitig auf die Füße.

Nach einem ebenso kurzen wie mageren Lunch geht es im Bus zurück über die neue, von den Japanern gebaute Mekong-Brücke Richtung Saigon.

Auf halber Stecke nochmals Stop an einem Tempel. Vermutlich der letzte in Vietnam auf dieser Reise.



2. Februar. Noch ein Tag Zeit um mir Saigon anzusehen. Vom 16. Stock des Golden Central Saigon schaue ich den Einheimischen beim Tai Chi zu. Und beschließe, vor dem Frühstück ein paar Runden zu schwimmen. Entsprechend spät starte ich meine Sightseeing-Tour. Zuerst schaue ich mir den Reunification Palast an.

Das 3-stöckige Gebäude war bis Ende April 1975 Sitz der Regierung Südvietnams. Es beherbergt unzählige, teilweise recht prunkvoll ausgestattete Räume. In diesem wurden die Botschafter befreundeter Staaten empfangen.

In anderen dinierten die Frauen der Staatsgäste in vermutlich fröhlicher Runde - trotz des Krieges weiter nördlich. In einem weiteren mit vielen Landkarten und Telefonen ausgestatteten Raum fanden zahlreiche "fact finding meetings" mit den Amerikanern statt. Die einfach nicht verstehen konnten, warum es trotz massivem Militäreinsatz nicht vorwärts gehen wollte. Vom Dach des Palastes startete am 30. April 1975 der letzte Helikopter der Amis in Richtung Heimat. Warum ich keine Bilder habe? Weil ich die komplette, für diesen Blog gedachte Auswahl versehentlich von der Kamera gelöscht habe, bevor sie auf meinem iPad gespeichert waren.
Entsprechend dünn ist meine Auswahl von den weiteren Stationen. Der Notre Dame aus dem Park neben an.

Und die alte Hauptpost ganz aus der Nähe.

Der Besuch des Kriegsmuseums bringt den Vietnamkrieg ins Gedächtnis zurück. Erinnerungen an die Zeit meiner Studententage. Folterwerkzeuge. Fotos von Gefolterten. Eindrücke, die einen nur erschaudern lassen. Klar. Alles aus der Sicht der späteren Sieger. Trotzdem. Hier waren auch "die Guten" die Bösen. In einem Bericht an den amerikanischen Kongress im Jahr 1973 monierte Senator Edward Kennedy bereits die Beteiligung der US-Regierung an Rechtsbruch und Kriegsverbrechen. Er befürchtete, dass sich die Regierung einmal vor dem Volk werde verantworten müssen. Genutzt hat es wenig. Guantanamo lässt grüßen. Ein eher deprimierendes Erlebnis zum Ende meiner Reise.
Zumindest in Saigon sind die Wunden des Krieges verheilt. Eine moderne Großstadt. Keine Spur von "dritter Welt".

Ein letzter Blick auf das nächtliche Saigon von der Dachterrasse meines Hotels.

Mein Monat in Vietnam ist zu Ende. Alles in allem ein schöner Urlaub. Auch wenn ich nicht immer Glück hatte mit dem Wetter...

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Mittwoch, 28. Januar 2015
Mit "Easyrider" von Dalat nach Mui Ne
Sonntag 25. Januar. Ich begleiche meine Rechnung im Muong Thanh Dalat. Draußen müht sich Thiery, meine beiden Rucksäcke auf seinem Bike fest zu zurren. Ich schnappe den Helm und sitze auf. Fühlt sich halbwegs komfortabel an.

Aber meine Gefühle sind gemischt. Seit Tagen zwickt die Bandscheibe. Keine Ahnung, wie sie reagieren wird auf die Spezialbehandlung der nächsten Tage. Auf unserem gut 200km langen Ritt von Dalat durchs Gebirge nach Mui Ne am Meer.
Wir verlassen die Stadt. Dalat ist als "Gemüsekammer" Vietnams bekannt. Unzählige Gewächshäuser. Die Hänge zu Terrassen umgestaltet. Nicht unbedingt schön anzusehen. Aber eine sichere Einkommensquelle. Wer hier Land hat, hat auch Geld.

Ein paar Kilometer außerhalb ein erster Stop an der Linh Quang Pagode. Hatten wir gestern wegen Reizüberflutung nicht mehr geschafft.

Sie wird von einem überdimensionalen Drachen bewacht. Der wild in sich verschlungen ist. Schaut ganz nett aus.


Weiter geht's auf schmalen Straßen durch hügeliges Gelände. Überall wird Kaffee angebaut. Vietnam ist hinter Brasilien der größte Exporteur.

In einer der Plantagen machen wir halt. Weiße Blüten und rote reife Früchte. Kaffee zum Greifen nah.

Bin zwar kein großer Kaffeetrinker. Aber will schon mal probieren, wie es bei den Profis schmeckt. Ob ich eine Tasse "Wiesel" will? Oder lieber Arabica, Robusta Mokka? Ich erfahre, dass Letzteres eine Kaffeesorte ist und nicht etwa eine Art der Zubereitung.
Und "Wiesel-Kaffee"? Der erfreut sich einer sehr speziellen "Vorbehandlung" vor dem Rösten. Dafür werden die armen Tierchen - deutlich größer als unsere Wiesel und mit schön gestreiftem Fell - paarweise in Käfigen gehalten. Und kriegen nichts anderes zu essen als Kaffeebeeren.

Die Bohnen werden unverdaut ausgeschieden. Was dem Ganzen eine besondere Note verleihen soll.

Ich verzichte und bestelle eine Tasse Arabica.

Das Zeug ist extrem stark. Ich lasse die Milch beiseite. Nehme nur etwas Zucker. Und lasse das Gebräu über die Zunge gleiten wie eine Schlückchen Grand Manier. 500 Gramm Arabica kommen in den Rucksack. Bin gespannt, ob der Zuhause auch noch so gut schmeckt.

Danach nochmals etwas Kultur. Die Linh An Tu Pagode stellt sich in unseren Weg.

Mit einem frech grinsenden - offensichtlich glücklichen - Happy Buddha.

Inzwischen habe ich auch die richtige Technik für's Aufsitzen entwickelt. Trotz der störenden Rucksäcke auf dem Gepäckträger.


Eine gute halbe Stunde später erreichen wir die Elephant Falls. Die haben ihren Namen von den Felsen unten im Tal. Die von oben aussehen wie eine Herde Elefanten. Auf schmalem, teils rutschigem Pfad gehts nach unten. Nicht sonderlich gut gesichert. Ich bin zufrieden, dass ich es auf einen der vorgelagerten Felsen schaffe.

Lasse mir die Gischt um die Nase wehen.

Der Weg durch einen Felsspalt hinter die Fälle ist was für Jüngere. Ist mir definitiv zu rutschig hier...! Ich mache mich langsam wieder an den Aufstieg. Komme ganz schön aus der Puste dabei. Bin froh, als ich wieder auf dem Bike sitze und mir der Fahrtwind um die Nase weht.

Ich genieße die Fahrt durch die Berge. Kann mich kaum satt sehen an den sich ständig ändernden Perspektiven. Kaum Verkehr hier. Immer wieder Einheimische, die Holz sammeln.

Oder Ziegenmist.

Oder Pause machen.

Oder zu Fuß unterwegs sind in den nächsten Ort.


Wir machen Mittagspause in einem kleinen Restaurant. Es gibt Hühnchen mit Reis. Schmeckt lecker.

Aus dem "Hinterhalt" erwische ich zwei traditionell gekleidete Dorfschönheiten. Die haben sich definitiv nicht für Touristen hübsch gemacht. Den Ao Dai - der erfunden wurde als Kaiser Ming Mang Frauen vor 200 Jahren verbot Röcke zu tragen - sieht man heute eher selten auf der Straße.

Eigentlich habe ich jetzt richtig Sehnsucht nach einer Hängematte. Aber Thiery drängt zur Weiterfahrt.

Nach einer guten Stunde auf dem Bike erreichen wir die Pongour Waterfalls, die kaum von ausländischen Touristen besucht werden.

Dafür von vielen Einheimischen. Zumindest am Wochenende.

Auf Fotos älteren Datums führen die Fälle weit mehr Wasser. Wasser, das inzwischen für einen Stausee oberhalb abgezweigt wird.

Im ganzen Tal verstreut riesige Basalt-Felsen. Ein sicheres Zeichen für den vulkanischen Ursprung des Geländes.

Ich lasse mir viel Zeit und den Blick in die Ferne schweifen.
Auf dem Rückweg begleitet mich eine Gruppe Jugendlicher. Englisch ist ihnen total fremd. Wir reden mit Händen und Füßen. Tauschen Namen aus. Es wird viel gelacht.

Als ich oben ankomme drückt Thiery auf's Tempo. Wir haben noch 30km zu fahren. Brauchen noch einen Geldautomaten. Und bald geht die Sonne unter.

Die letzten Kilometer werden gespenstig. Es ist dunkel und die meisten Fahrzeuge sind ohne Licht unterwegs. Das Resort entpuppt sich als Idyll mit ein paar Bungalows und Pool. Mit eigenem kleinen Wasserfall und schönem Blick über die Hügelkette. Wäre ein schöner Sonnenuntergang gewesen hier. Vor 'ner guten halben Stunde.
Es wird schnell kühl. Zusammen mit zwei Pärchen aus Brisbane und Montreal sitzen wir ums Lagerfeuer. Nach dem Barbeque falle ich todmüde ins Bett. Geht ganz schön auf die Gesäß-Muskeln, so ein Ritt.

Die Nacht war kalt. Am Morgen Tau auf Blüten und Blättern.


Juliet - der Landlord - und seine Frau Pham bringen heißen Tee.

Thiery schraubt an seiner Maschine. Vorderrad platt. Offenbar haben wir uns auf den letzten Metern gestern noch was eingefangen.

Aber kein Problem. Der Schlauch ist schon geflickt. Nur noch schnell aufpumpen - fertig. Auf dem Tisch dampft Thiery's Nudelsuppe. Aber irgendwie will der Reifen nicht voll werden. Also nochmals Schlauch raus. Noch ein Loch. Wieder flicken. Wieder nichts. Jean aus Montreal rückt einen neuen Reserveschlauch raus. Aber irgendwas scheint mit der Pumpe zu sein. Der Reifen wird nicht prall. Wieder ein Loch. Mein Easyrider ist nervös. Ich habe längst gefrühstückt und bezahlt. Schaue mir die Gegend an.

Thiery's Suppe ist kalt. Eigentlich wollten wir um 8 Uhr auf Achse sein. Während er "sehr routiniert" den Schlauch flickt - inzwischen zum 4. Mal - nehme ich den Reifen unter die Lupe. Hole ein Messer und entferne einen Nagel, der innen 3mm raus schaut. So ein Profi... mein Easyrider! Um 10 Uhr ist es dann soweit. Take Off in Richtung Mui Ne.

Es geht weiter durch die Berge. Kaffeeplantagen, Hügelketten, Dschungel - soweit dass Auge reicht.



Wir erreichen ein Dorf mit "Minority People" - zu welchem Volk sie gehören kann ich Thiery nicht entlocken. Minority eben. Der kleine Junge bleibt in der Tür stehen, als ich mit der Kamera näher komme.

Mama und Oma sind da längst verschwunden. Auch die beiden Mädchen lachen freundlich.

Wollen sogar das Foto sehen. Überall werden Kaffeebohnen getrocknet.

Und Wäsche natürlich. In allen Farben und Schattierungen.

Die Kinder sind neugierig und freundlich.

Die Älteren eher distanziert.


Auf halber Strecke stoppen wir an einer Seidenfabrik. Viele kleine Raupen beim Verzehr von Maulbeerblättern - wenn ich das richtig verstanden habe. Hatte mir Seidenraupen irgendwie größer vorgestellt.

Schließlich umgarnen die sich mit 1000 Metern Faden, um sich dann im Kokon zu verpuppen.

Der Mensch schnappt sich dann die Kokons mit den wehrlosen Gesellen und wirft sie in heißes Wasser. Flinke Hände finden den Anfang des Fadens. Klemmen ihn auf Spindeln. Die sich erstaunlich schnell drehen, während die Kokons im Wasser tanzen.

Übrig bleiben die inzwischen toten Puppen, die als Delikatesse verkauft werden. Und Tausende Kilometer Seidenfaden.

Inzwischen liegt das Hochland hinter uns. Es ist deutlich wärmer.

Die Vegetation hat sich komplett verändert. Riesige Kakteenwälder. Sehen aus wie kleine Palmen.

Habe zu Hause im Büro auch so ein Teil. Blüht 2 Mal im Jahr gleichermaßen üppig wie kurz. Hier sind die Blüten noch größer.

Und die Früchte natürlich auch. Es sind "Dragonfruit". Die ich bisher nicht sonderlich geschätzt habe.


Ich bekomme ein Stück zum Versuchen. Schmecken aromatisch und süß. Werde sie in Zukunft wohl mit auf den Speiseplan setzen.

Nach einem verspäteten Mittagessen nähern wir uns dem Wahrzeichen von Mui Ne - der roten Düne.

Sand soweit das Auge reicht. Ich stapfte mit müden Beinen nach oben. Sand in den Schuhen. Aber angenehm weich. Von oben ein Blick wie in eine andere Welt . Die Wüste lässt grüßen.

Im Hotel schnappe ich als erstes meine Badehose und gehe an den Strand.

Endlich im Süden. Endlich am Meer. Beine hochlegen. Im Pool abhängen.

Und am Abend zum Hafen.

Wo die Fischer so ziemlich alles anlanden, was im Wasser kreucht und fleucht. Alle Arten von Muscheln. Schnecken. Schalentieren und Fischen. Ich gehe in eines der vielen kleinen Fischrestaurants. In der oberen Etage merkt man nichts vom Treiben auf der Straße. Habe ziemlich Hunger.

Entscheide mich für Scallops als Vorspeise.

Und Scampi als Hauptgericht.

Auf Reis und sonstige Beilagen verzichte ich gerne. Man gönnt sich ja sonst nichts...

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Dienstag, 27. Januar 2015
Weiter nach Süden über Nha Trang nach Dalat
21. Januar 11 Uhr Vormittag. Unsere TurboProp umkurvt ein paar Inseln und nähert sich Nha Trang.

Blaues Meer. Steilküste. Es riecht nach Sommer. Am Strand viele kleine Restaurants unter Palmen. Die hohen Hotels allesamt jenseits der Uferstraße. Kein Wunder, dass Nha Trang mit Nizza verglichen wird.

Mit mindestens einem Unterschied: Hier spricht man russisch. Die "Elite" scheint immer noch Geld zu haben. Trotz des schwachen Rubels. Ich entschließe mich kurzer Hand, für den nächsten Tag Island-Hopping zu buchen. Am Strand mag ich nicht schmoren.

Auf dem Boot sind rund 30 Mann. Keine Russen. Vorbei an der ersten Insel.


Gegen Mittag ankern wir vor einer Felsenküste. Ich erwische die einzig wirklich gute Maske und bin als erster im Wasser.

Erstaunlich schöne Korallen. Ein paar bunte Fische. Aber kein Vergleich zu den Malediven - vor 35 Jahren. Als ich von meinem "Tauchgang" zurück komme, scharen sich alle um eine schwimmende Bar. Es gibt "Free Cocktail". Dem Zeug traue ich nicht. Danach an Bord "gelöste Stimmung" und ein erstaunlich üppiges Mittagessen.


Mit unserer Crew als Begleit-Band.

Und uns armen Touristen als Sänger. Nationalität für Nationalität müssen wir nach vorn. Die Band stimmt einen "National-Song" an. China. Korea. Israel. USA. Dann Deutschland. Mir graut. Marmor, Stein und Eisen bricht. Erst habe ich nicht erkannt, was da gespielt wird. Die junge Dame an meiner Seite erst recht nicht. War höchstens halb so alt wie der Song.
Am Nachmittag dann nochmals Strand. Restaurant. Souvenier-Shops. Das Übliche halt für eine Gruppen-Tour. Insgesamt ein netter Zeitvertreib.

Am Abend buche ich den Frühbus nach Dalat. Ich bekomme von der netten Dame noch einen Restaurant-Tipp. Open Air Lokal mit Blechtischen und Plastik-Stühlen. Große Bottiche mit Krebsen, Langusten, Scampi, Muscheln aller Art. Mein bestes Seafood-Dinner seit Langem.

Da wäre ich gerne morgen nochmals essen gegangen.

Stattdessen sitze ich früh um 8 im Bus nach Dalat. Sitz B 1. Ganz vorne. Recht komfortabel. Sogar mit WLAN. Nützt mir allerdings wenig, weil ich seekrank werde, wenn ich beim Fahren lese.
Unterwegs viele Reisfelder. Dann wird es richtig bergig. Wir passieren nacheinander die 1000m und 1500m Marke. Und es geht weiter bergauf. Die höchsten Gipfel hier sind 2000m hoch. Blauer Himmel. Sonne. Wie ich mir das in Sapa gewünscht hätte.



Gegen 11 Uhr bin ich im Hotel. Und kurze Zeit später unterwegs am See entlang zum Blumenpark.


Dann noch einen Abstecher zum Windmill Café. Schließlich ist Dalat die Kaffeehochburg Vietnam's und Vietnam der zweitgrößte Produzent nach Brasilien.

Es bleibt nicht beim Kaffee. Angesichts einer heißen Waffen mit Yoghurt-Eis und Erdbeeren kann ich nicht widerstehen.


Für den Samstag habe ich mir einen Guide mit Motorbike gebucht. Zuerst bringt er mich zum Grazy House.

Hier hat sich einer einen Lebenstraum erfüllt und eine einer Geisterbahn ähnliche Betonburg erbaut. Geschwungenen Treppen verbinden die einzelnen "Flügel". Das Teil war ursprünglich mal als Hotel gedacht. Aber inzwischen bleiben die Zimmer leer. Zu viele Touristen lassen die Ticket-Kasse klingeln und stören die Idylle zu früh am Morgen. Man kann diese Art von "Kunst" mögen oder nicht. Zumindest hat man einen schönen Blick über Dalat.


Weiter zum Nguyen Huu Hao Palast. Der wurde vom letzten vietnamesischen König bewohnt, bevor er 1945 die Macht auf eine Demokratie übertrug. Vom Thronzimmer abgesehen wurde auf jeglichen Prunk verzichtet.

Das "Love Valley" lassen wir aus. Soll ziemlich kitschig sein. Stattdessen fahren wir zum Tuyen Lam Lake - wo sich dem Namen nach Wald und Wasser treffen.

Etwas Natur genießen - die Mimosen beginnen gerade zu blühen.

Das Wochenende wird von den Großstädtern in Saigon gerne für einen Kurztrip nach Dalat genutzt. Helmpflicht besteht auch für junge Damen. Die restliche Maskerade ist optional - gehört aber zum Straßenbild.


Am Meditation-Center herrscht Hochbetrieb. Soll eines der wichtigsten Klöster sein in Vietnam.


Wunderschön gepflegte Gärten zwischen den einzelnen Gebäuden.

Viele Einheimische unter den Besuchern. Die den Tag zum Gebet nutzen.


Wir fahren weiter zur Linh Phuoc Pagode. Sie wurde nach dem 2. Weltkrieg aus Porzellanabfällen erbaut.

Daneben entstanden weitere Tempel im gleichen Stil.

Am letzten wird noch kräftig gewerkelt.

Die Pagode ist vom alten Bahnhof aus mit einem "antiken Zug" erreichbar.

Der stammt aus der Schweiz und wird gerne als Kulisse für's Familienalbum genutzt.


Nun habe ich genug Kultur für heute. Ich lasse mich zum Datanla-Wasserfall fahren. Angeblich der schönste im Großraum Dalat. Man kommt über ein paar hundert Stufen nach unten. Es sei denn man nutzt die Sommerrodelbahn.

Am Wasserfall jede Menge Trubel. Souvenir-Shops, Restaurants. Wer will, kann sich mit einer Gondelbahn weiter durchs Tal schippern lassen. Ich passe. Und warte, bis ich "freies Schussfeld" habe. Eigentlich hatte ich mir das Ganze etwas natürlicher vorgestellt...!

Zurück im Hotel erzählt mir mein "Easy Rider", dass es auf dem Weg nach Mui Ne viel schönere Wasserfälle gibt. Die man nur sieht, wenn man nicht den Bus nimmt. Sondern Bike und Guide. 130 Dollar - für zwei Tage. Klingt nach Adventure. Ich schlage ein.

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