Mittwoch, 7. Januar 2015
Halong Bay: In der Welt der Tausend Inseln
Natürlich kam der Rucksack nicht. Jedenfalls war er nicht da, als ich nach dem letzten Drink gegen 23 Uhr ins Hotel kam. Habe dann den ersten Tag meiner geplanten "Cruise" durch die Halong Bay abgesagt - ohne frische Kleidung 3 Tage auf's Schiff ist nicht mein Ding.
Hatte mich zum Abendessen mit Till getroffen, der mir in Bangkok im Transitbereich "bekannt" vorgekommen war. Über ein paar Hanoi Beer hinweg erfuhr ich, woher ich ihn kannte. Er war einer der drei Medizinstudenten,
die über den Sommer in Guinea mit kleinem Budget ein Ebolastation aufgebaut hatten. Das ZDF hatte ausführlich darüber berichtet. Toll dass es noch solche Idealisten gibt. Die Drinks gingen natürlich auf mich.
Nach einem "Ruhetag" in Hanoi stand schon vor 8 Uhr der Minibus vor der Tür, der mich zum Boot nach Halong bringen sollte. Ich schnappte mir den Beifahrersitz und genoss die "Stadtrundfahrt" bis alle Teilnehmer eingesammelt waren. In Halong ging es zügig an Board. Tolle Kabine - groß wie ein Hotelzimmer. Dusche, WC - alles vom Feinsten. Noch bevor wir uns im Bordrestaurant zum Welcome-Drink trafen, schipperten wir den ersten Kalkkegeln entgegen, die für Halong so charakteristisch sind.


Das Wetter war nicht so toll. Immerhin kein Regen. Und das bei 90% Wahrscheinlichkeit - da kann man nicht meckern. Ich mache mir's auf dem "Sonnendeck" bequem und lassen den Blick in die Ferne schweifen. Ein paar hundert Meter jedenfalls. Nach und nach tauchen wie im Film die Silhouetten bizarrer Felsformationen vor uns auf. Unwillkürlich entdeckt man Tiere oder Gesichter, die sich Sekunden später wieder verändern. Fehlt nur noch, dass das Piratenschiff mit Captain Jack Sparrow auftaucht. Aber der ist ja wo anders unterwegs, wenn ich mich nicht irre...!
Am Nachmittag ankern wir vor einer Insel mit einer Höhle, die schon vor 10.000 Jahren bewohnt war. Die Gänge sind teilweise so niedrig, dass man in der Hocke durch watscheln muss. In der "Speisekammer" findet man noch Hunderttausende versteinerte Seeschnecken, die den Menschen damals als Nahrung dienten.

Nach der Klettertour hieß es erst mal wieder Beine lang machen an Deck. Während ich träume, gesellt sich Natalie aus Perth zu mir. Hatte sie vom Aussehen her für eine Vietnamesin gehalten. Kein Wunder - ihre Eltern waren während des Krieges nach Australien geflüchtet und hatten sich dort kennen gelernt.
Inzwischen waren wir in einer Bucht angekommen, in der es mit dem Kanu weitergehen soll. Natalie bietetbsich als Co-Pilot an. Allemal besser als alleine mit einem 2-Mann Kanu zu kämpfen.


Nach der Kletterpartie zuvor waren jetzt also die Arme gefragt. Durch eine Höhle paddelten wir in eine versteckte Lagune. Während wir uns mühten, bei Ebbe zwischen den Korallenbänken und Felsen hindurch zu navigieren, machte unser Guide "Mike" einen Handstand auf dem wackligen Kanu.

Mike war wirklich ein lustiger Bursche. Er hatte jede Menge Zaubertricks auf Lager, sodass der Abend an Bord sehr kurzweilig wurde. Und feucht dazu...!

Für 6:30 früh stand Tai Chi auf dem Programm.

Ich war pünktlich - und ziemlich alleine. Dann tauchte Fabienne aus Montreal auf, die mit Mama unterwegs war. Bei den ersten 10 Minuten Lockerungsübungen war ich noch dabei - als es ernst wurde musste ich passen. Hätte wohl besser vor 40 oder 50 Jahren damit begonnen...!


Inzwischen strahlten die Inseln im Licht der Sonne. Während wie "cruisen", ändert sich ständig die Perspektive. Ich genieße die Stille und kann mich nicht satt sehen.

Wir ankern vor einem Sandstrand und setzen mit einem Beiboot über. Am Steg lauern freche Affen auf mitgebrachtes Proviant. 400 Stufen führen nach oben. Auf halber Strecke mache ich Pause. Man will ja nicht ins Schwitzen kommen. Von oben bietet sich ein herrlicher Ausblick auf die Inselwelt. Jedenfalls auf einige der 1968 Inseln der Halong Bay.

Hoffentlich bleibt es noch lange so schön hier. Denn mit dem Tourismus ist auch der Müll in diesem Weltkulturerbe angekommen. Während wir das Mittagessen genießen, geht es zurück nach Halong. Ich hätte gerne einen dritten Tag hier verbracht...

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