Montag, 12. Januar 2015
Hanoi - quirlige Metropole im Norden
Vermutlich bin ich in der Nacht erst eingeschlafen, als wir auf halber Strecke zwischen Lao Cai und Hanoi den Gegenzug abwarten mussten. Gefühlte Augenblicke später jedenfalls klopft es eindringlich an der Tür. Planmäßig um 4:30 sind wir in Hanoi. Dabei hatte ich auf die übliche Stunde Verspätung gehofft. Damit es nicht so lange dauert, bis um 6 Uhr die ersten Cafés öffnen.
Energisch wimmele ich die Schlepper ab, die mir ein günstiges Taxi vermitteln wollen. Vor dem Bahnhof stehen ja genügend - das weiß ich. Als die allerdings hören, wo ich hin will, lassen sie mich im Regen stehen. Zu kurz die Strecke zum Hotel. Schließlich klappt es doch noch.
Minuten später mache ich es mir in der Lobby bequem. Bekomme sogar Decke und Kissen. Und träume, die Straße sei der Strand und das Prasseln des Regens das Rauschen des Meeres.

Um 7 Uhr sitze ich mit ein paar Einheimischen bei einer Tasse Café Latte. Am Buffet gibt es tollen Kuchen. Da kann ich nicht widerstehen. Schließlich ist Sonntag. Und sonntags gibt's Kuchen!


Die Kommunikation ist schwierig. Kein Mensch spricht Englisch. Und immer noch regnet es in Strömen. Kurz nach 8 Uhr klingelt das Handy. "Your loom leady, Sir". Es ist Eric von der Rezeption. Der schöne Kugelschreiber, den ich ihm nach meinem ersten Aufenthalt geschenkt hatte, macht sich bezahlt. Kurz darauf stehe ich unter der Dusche. Life is good.
Kurz nach Mittag werde ich munter. Dabei hatte ich doch nur die Beine mal kurz ausgestreckt. Der Regen hat aufgehört. Gelaufen bin ich die letzten Tage genug. Ich schnappe mir ein Taxi und fahre zum Literatur-Tempel. Wir einigen uns auf 20 US$ - er wartet und ist für den Nachmittag gebucht.
Der Tempel wurde für Konfuzius erbaut und gilt seit Jahrhunderten als das Zentrum für Wissenschaft.

Alle großen Köpfe des Landes - meist Staatsdiener und Mönche - wurden hier ausgebildet und nach ihrem Tod mit einer Büste verewigt. Ich interessiere mich mehr für die jungen Gelehrten, die heute hier ihren Doktorhut bekommen. Und sich entsprechend schick gemacht haben für diesen großen Tag.


Wir fahren weiter zur "One Pilar Pagode" - die allerdings mehr einer Baustelle gleicht. Wie schön, dass man mit der Kamera den besten Ausschnitt wählen kann...

Das Ho Chi Minh-Mausoleum schaue ich mir nur aus der Ferne an. Es wird würdig bewacht.

Den alten Herrn hatte ich ja schon früher mal besucht und viel hübscher soll er inzwischen nicht geworden sein. Obwohl er jedes Jahr für 8 Wochen nach Moskau in Urlaub fliegt. Zum Face Lifting oder was in der Art. Auch seinen Palast schenke ich mir. Ho war sowieso nur sehr selten dort, weil sich von da aus schlecht Krieg spielen ließ.
Wir fahren zu einem weiteren Tempel am Westsee, der an diesem Tag von Einheimischen zum Gebet aufgesucht wird.


Dann habe ich genug für heute und lasse mich durch jenen Teil von Hanoi zurückfahren, den Touristen eher selten zu Gesicht bekommen.


Den Abend nutze ich, die Altstadt kennen zu lernen. Es herrscht hektisches Treiben. Die Einheimischen sind deutlich in der Überzahl. Offenbar geht man in Hanoi gerne aus. Überall Garküchen, Shops, Restaurants. An einer Ecke zieht eine Laienspieler-Gruppe die Aufmerksamkeit auf sich.

Und überall zwischen den Fußgängern kurven unzählige Motorbikes kreuz und quer durch die Gegend. Ein Wunder eigentlich, dass nichts passiert. In einer Seitenstraße lockt "Old Hanoi" - ein schmuckes kleines Restaurant. Ich nehme karamellisierten Tintenfisch. Schmeckt vorzüglich.

Nach einem Mochito nebenan in "Mao's Bar" mache ich mich auf den Heimweg.

Das Kätzchen hätte ich am liebsten mitgenommen! Aber die Kleine wollte es nicht hergeben...!


Ein neuer Tag. Die Sonne scheint. Ich schlendere durch die Altstadt.

Überall hohe, extrem schlanke Häuser. Oft gerade mal ein Zimmer breit. Wie Steuergesetze ein Land doch prägen können...!

In der Altstadt beginnen fast alle Straßennamen mit "Hang" - so z. B. Hang Bo, die Straße, in der mein Hotel steht. Der erste Teil steht für Handel, der zweite beschreibt, womit Handel betrieben wird. Entsprechend geordnet läuft alles ab. Ganze Straßen mit Metallwaren, Knöpfen, Silber, Bambus, Gemälden.



Bei den Malern kann man live miterleben, wie perfekt hier kopiert wird. Ein kleines Foto vom Original genügt...!

Mona Lisa kopiert er sogar aus dem Internet.
In der Papierstrasse - Hang Ma - dominieren rote Lampions. Und Massen von Karten, Blütenzweigen und Ähnlichem - alles aus Papier. Bald ist chinesisches Neujahr. Das soll würdig gefeiert werden.



Und dazwischen immer wieder fliegende Händler mit ihren überfrachteten Fahrrädern. Man möchte schließlich alles dabei haben, was gefragt sein könnte.


12. Januar. Heute ist ein geschenkter Tag. Zum einen, weil die Sonne scheint. Zum anderen, weil ich wegen der frühen Abreise aus Sapa hier einen Tag mehr habe. Also organisiere ich ein Bike und drehe eine Runde. Die anderen werden schon aufpassen auf mich :-)! Augen zu und durch.

Ich fahre am Hoan Kiem See entlang. Hier befindet sich das von den Franzosen beeinflusste, europäische Viertel. Vorbei an einer kleinen Pagode mitten im See.

Zur St. Joseph's Kathedrale und zum Denkmal für den ersten Kaiser vor Tausend Jahren.


Weiter zur Oper - einer Kopie der Oper von Paris. Fast glaubt man, in einer anderen Stadt zu sein.


Ich fahre in einen Vorort, der für Töpfereien gerühmt wird. Mich überholt ein Bike, das mit zwei mannshohen Vasen beladen ist.

In den Shops rund um Töpferwaren in allen Variationen. Tassen, Teller, Bilder, Glockenspiele. Alles was ein Haushalt braucht. Ein vietnamesischer jedenfalls.


Ich bringe mein Bike zurück und setze mich mit meinem iPad ins Kaffee. So ein Blog will hält auch geschrieben werden.
Gegen Abend noch etwas Kultur. Im "Water Puppet"-Theater am Hoan-Kiem See tanzen recht große Puppen auf einem Wasserbassin. Durch eine besondere Technik geschickt hinter dem Vorhang gelenkt. Bilder gibt's keine - die Puppen haben alles verwackelt :-)! Auf dem Rückweg zum Hotel in einer Seitenstrasse traditionelle Musik. Gut hundert Zuschauer drängen sich um die Gruppe und blockieren die Durchfahrt. Ich mische mich unter's Volk und stehe schließlich ganz vorn. Ein letztes Foto. Good Bye Hanoi. Du Perle des Nordens.

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